Die Erde stellt unsere Lebensbedingungen bereit und belebt alles auf vielfältige Weise. Sie regt bspw. die Samen zur Aktivität an und steuert diese unfassbar komplexen Wachstumsprozesse bis zur vollendeten geschmackvollen und nahrhaften Frucht.
Traditionell ist Mitte bis Ende September der Zeitpunkt, um sich das einmal bewusst zu machen und das Staunen in uns und ein Gefühl von Dankbarkeit anzuregen. Bei einem alternativen, weltlichen Erntedankfest richtet ihr euer Danke an Mutter Erde, Gott, Göttin, das große Geheimnis,… ganz so wie es für euch und eure Familie stimmig ist und woran ihr glaubt. Vielleicht glaubt ihr auch nur an das, was tatsächlich sichtbar ist.
Was immer auch es ist. Dankbarkeit ist ein wichtiges Gefühl, was uns und unsere Kinder lehrt, dass wir nicht alles unter Kontrolle haben und in etwas Größeres eingewoben sind. Wir sind abhängig von Mutter Natur. Das ist ein Fakt, den wir im Alltag zu schnell vergessen, denn die Supermarktregale sind hierzulande immer gut gefüllt und wir tauschen schnell mit Geld, für Mühen und Prozesse, die uns zum größten Teil verborgen bleiben.
Euer persönlich gestaltetes Erntedankfest mit der Familie feiern
Am schönsten ist es, wenn du in den nächsten Tagen mit deinen Kindern oder Enkelkindern in einem Hofladen beim Bauern oder auf dem Wochenmarkt einkaufen gehst. Hier ist die Ablenkung nicht so groß und die Nähe zu den Menschen, die sich dieser Arbeit widmen, spürbarer. An manchem Gemüse hängt noch etwas Erde und das Obst glänzt nicht wie poliert.
- Was gibt es an regionalem (und überregionalem) Gemüse und Obst für einen Festschmaus?
- Supper oder Ofengemüse ist einfach und lecker.
- Bei der Zubereitung können auch die Kleineren schon mithelfen.
Lenke die Aufmerksamkeit deiner Kinder altersgemäß immer wieder dahin, wie schön das Gemüse anzuschauen ist, wie lecker es riecht und schmeckt und wie großartig es ist, dass es in den letzten Monaten gewachsen ist, um euch nun zu nähren.
Deckt den Tisch festlich ein und schmücke herbstlich-festlich. Kinder saugen diese Atmosphäre wie ein Schwamm auf und erfreuen sich von Jahr zu Jahr mehr daran, wenn sich Festlichkeiten wiederholen. Auch Jugendliche möchten nicht darauf verzichten und genießen den besonderen Tag.
- Am Ende des Essens empfehle ich die Geschichte von Leo Lionnies “Frederick” vorzulesen (keine bezahlte Werbung).
- Die Geschichte erzählt, dass wir mehr zum (Über)Leben brauchen als die reine Nahrung und regt zum Nachdenken an, was wir für kalte und dunklere Zeiten benötigen.
- Die stimmungsvolle Gestaltung versprüht einen Zauber für Groß und Klein.
Lasst eure Gedanken und kleinen Gespräche schweifen. Von Jahr zu Jahr können deine Kinder selbst immer mehr überlegen, was sie wohl vom Sommer “einpacken” und einlagern möchten. Nebenher erfährst du, was deinem Kind wichtig am Sommer ist und du darfst dich ein bisschen in der Erlebniswelt deines Kindes umsehen.
Selbst Jugendliche können oft noch etwas mit „Frederick“ als Parabel anfangen. Hier gilt es behutsam ins Gespräch zu gehen. Im Teenageralter muss man sich, meiner Erfahrung nach, wie blind entlang des Feedbacks des jugendlichen Kindes voran tasten. Vielleicht wird der Text als zu kindisch abgewehrt, vielleicht aber vermag die Geschichte dahinter zu inspirieren. In diesem Alter ist manches auch tagesformabhängig, deshalb einfach probieren.
- Das Ziel ist, ein Gespräch anzuregen, was die „Ernte“ von diesem Jahr war.
- Welche Erfahrungen wichtig waren, welche Kompetenzen und Erkenntnisse dazu kamen?
- Welche neue Interessen oder Hobbies?
Manchmal gelingt ein schönes Gespräch und falls nicht: macht nix! Die Suppe schmeckt trotzdem!
Eine weitere sehr schöne Alternative ist, zusammen mit den Kindern bei der Äpfelernte zu helfen und diesen dann zu Apfelsaft verarbeiten lassen. Manchmal gibt es einen Bauern in direkter Nähe, der dies anbietet. Der Nabu hat auf seiner Website ein Verzeichnis, was Mostereien in Deutschland auflistet.
- Es gibt viele Möglichkeiten das Besondere in das Leben einzuladen.
- Mit Kindern braucht es oft nur etwas Kreativität und Muse, um schöne Erfahrungen und Erinnerungen für die ganze Familie zu schaffen.
Der wichtigste Tipp zum Schluss: Wenn du mit deinen Kindern und/oder Teenagern Erntedank feierst, dann lass vor allem überhöhte Erwartungen vor der Tür! Versuch es möglichst unverkrampft anzugehen, gerade, wenn du damit zum ersten Mal beginnst!
In dem Sinne eine sehr schöne Familienzeit und ein frohes Erntedankfest!
Simone